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Plattform für Dialog, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion

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Artikel

Perspektiven aus dem Pazifik

Was ein Name aussagt ...

Ozeanien ist eine Region, die sich aus Tausenden von Inseln im Mittel- und Südpazifik zusammensetzt, deren Namen jedoch die längste Zeit ihres Bestehens durch veraltete rassistische und koloniale Kategorisierungen geprägt wurden.

In diesem Essay untersucht die Historikerin und Kuratorin Taputukura Raea die Geschichte der Region, die Anmaßung von Ansprüchen durch Namensgebung, die Zukunft der indigenen Kultur und was es bedeutet, die Stimmen des Pazifiks zu stärken.

Who are the people of the Pacific? Pacific people live in the biggest ocean in the world: the Pacific Ocean. They are custodians of the sea, ocean traversed and are community and village-made. Embedded with their cultural systems, strong values, traditions, and spirituality (Statistics NZ, 2018).

How has this region been defined? Oceania is a region made up of thousands of islands throughout the Central and South Pacific (National Geographic, 2023).

Pacific people have never been involved in these conversations and these terms have been imposed on us.

The Pacific has been divided into three regions, although these terms are outdated and originated from racial characteristics from Jules Sebastien César Dumond d’Urville, a French explorer in 1820. He divided them into three broad categories of Polynesia, Melanesia, and Micronesia.

  • Polynesia (Poly means many and nesos means island),
  • Melanesia (Melas means black),
  • and lastly, Micronesia (Micro/mikros means small).

A product of racial theory, but after over 200 years these terms are still being used today and there have been no alternatives developed (Kundra, 2018).

Wer sind die Menschen der Pazifikregion? Die Menschen der Pazifikregion leben inmitten des größten Ozeans der Welt, dem Pazifik. Sie sind die Hüter der See, Reisende der Meere, Kinder ihrer Gemeinschaften und Dörfer; tief verwurzelt in ihre kulturellen Systeme, starken Werte, Traditionen und spirituellen Überzeugungen (Statistikbehörde von Neuseeland, 2018).

Wie wird diese Region definiert? Ozeanien ist eine Region, die sich über tausende von Inseln im zentralen und südlichen Pazifik erstreckt (Geographic, 2023).

Die Menschen der Pazifikregion wurden nie in diese Diskussionen einbezogen, und diese Bezeichnungen wurden ihnen regelrecht aufgezwungen.

Die Bezeichnungen

  • Polynesien (Poly für viele und nesos für Insel),
  • Melanesien (Melas für schwarz)
  • und Mikronesien (Micro/mikros für klein),

die die Pazifikregion in drei Regionen unterteilen, sind jedoch heute als veraltet anzusehen. Sie wurden 1820 von dem französischen Entdecker Jules Sebastien César Dumond d’Urville basierend auf Rassenzuschreibungen eingeführt. Diese Begriffe entspringen einer rassistischen Theorie und werden bis heute – mehr als 200 Jahre später – immer noch benutzt, ohne dass angemessene Alternativen gefunden wurden (Kundra, 2018).

Sie waren Teil eines vereinfachenden und Schubladendenkens, das der komplexen Realität der pazifischen Gesellschaft nicht gerecht wird. Die Menschen der Pazifikregion wurden nie in diese Diskussionen einbezogen, und diese Bezeichnungen wurden ihnen regelrecht aufgezwungen.

„Es ist das Wasser, das die Menschen der Pazifikregion verbindet“

Wie beschreiben die Menschen der Pazifikregion selbst ihre Herkunft? Pazifische Dichter und Akademikerinnen beschreiben die Herkunft der Menschen der Pazifikregion beispielsweise so: „Es ist das Wasser, das die Menschen der Pazifikregion verbindet.“ (Professor Epeli Hau’ofa) „Unser Schweiß und unsere Tränen sind aus Salzwasser. Wir wissen also, dass der Ozean und unser Blut eins sind.“ (Teresia Teaiwa) „[Wir sollten ... uns vielleicht als] trans-Moana Menschen sehen, denn unsere Völker haben viele Gemeinsamkeiten, die tief in unserer prä-europäischen Geschichte verwurzelt sind“ (Steven Ratuva) „Der Ozean ist für uns keine Metapher, er ist unser Zuhause. Er bringt uns wieder zu unseren Ursprüngen zurück, wenn wir uns in den Grenzen staatlicher Vorgaben verlieren. Er lehrt uns, dass wir winzig sind, auch wenn unsere Verbindungen unendlich groß sind“ (Sam Iti Prendergast)

„Wir sind das Meer, wir sind der Ozean. Ozeanien, das sind wir.“

Die Menschen der Pazifikregion finden sich selbst und ihre Sichtweise auf Landkarten nicht wieder.

Unsere Inseln erscheinen darauf wie winzige Punkte im Ozean, fast unsichtbar, und ihre Bezeichnungen spiegeln die Sichtweise der jeweiligen Kolonialmacht wider. Auf den Karten wirkt es, als ob wir in einem riesigen Ozean verloren wären, mit Namen, die uns von den kolonialen Entdeckern aufgezwungen wurden.

Ein Zitat von Professor Epeli Hau'ofa: „Wir sollten nicht durch die Kleinheit unserer Inseln, sondern die Größe unseres Ozeans definiert werden. Wir sind das Meer, wir sind der Ozean. Ozeanien, das sind wir.“

Beispiele für koloniale Namen unserer Inseln sind Tonga, das als „Friendly Islands“ bekannt war. Captain Cook nannte die Tonga-Inseln „Freundliche Inseln“, weil ihre einheimischen Bewohner*innen ihn mit dem notwendigen Proviant versorgten und ihn freundlich empfingen (Britannica , 2024).

Weitere Beispiele:

Einheimische Bezeichnung Vorherige bzw. koloniale Namen
Hawai'i Sandwich Islands
Kiribati Gilbert Islands
Tuvalu Ellis Islands
Vanuatu New Hebrides
Tahiti Society Islands
‘Uvea mo Futuna Wallis and Futuna
Niue Savage Island
Nauru Pleasant Island
Sāmoa German Sāmoa/Western Sāmoa

Die Cookinseln (Cook Islands) erhielten ihren Namen vom russischen Kartografen und Admiral Adam Johann von Krusenstern zu Ehren von James Cook, obwohl Cook und seine Crew die Inseln nur ein einziges Mal betraten, um ihren Proviant aufzufüllen. Trotz zwei Volksentscheiden in den Jahren 1993 und 2019 zur Einführung eines neuen Landesnamens steht die Entscheidung für einen einheimischen Namen bis heute aus.

Die Wahrnehmung der Pazifikregion variiert stark je nach den politischen Beziehungen und dem aktuellen politischen Klima.

Was ist die Pazifische Identität? Und wie werden wir von anderen gesehen? Das hängt davon ab, wo man sich auf der Welt befindet. Die Wahrnehmung der Pazifikregion variiert stark je nach den politischen Beziehungen und dem aktuellen politischen Klima.

  • Die australische Perspektive konzentriert sich auf Länder und Inseln, mit denen Australien Beziehungen unterhält und unterstützt, wie Papua-Neuguinea, die Solomon Islands, Vanuatu und Fiji (Melanesien).
  • Neuseeland liegt im Pazifik und betrachtet die Cookinseln, Tokelau, Niue, Samoa, Tonga, Fiji als Teil seiner Interessensphäre (Polynesien).
  • Die USA beziehen sich auf Hawaii, Guam, Palau, die Föderierten Staaten von Mikronesien und Commonwealth of the Northern Marianas (Nordpazifik und Mikronesien).

Diese Orte sind für andere Teile der Welt, die keine politischen Beziehungen zu diesen Inseln haben, oft unsichtbar oder sogar gänzlich unbekannt.

Hierzu ist auch die interaktive Grafik „Colonial control in the South Pacific at Te Ara Encyclopedia of New Zealand“ (Koloniale Einflusssphären im Südpazifik der Te Ara Enzyklopädie) interessant: https://teara.govt.nz/en/interactive/24236/colonial-control-in-the-south-pacific

Es besteht die Gefahr, dass wir die Sprachen, Kulturen und Traditionen der Pazifikregion verlieren, wenn wir sie nicht aktiv nutzen und schützen.

Wie können wir sicherstellen, dass die Stimmen der pazifischen Bevölkerung gehört werden? Wie sollten wir die Pazifikregion definieren? Wir sollten dies basierend auf ihren Inseln und ihrer Volkszugehörigkeit tun. Wir müssen respektieren, dass viele Inseln immer noch um ihre Unabhängigkeit und die Wiedererlangung ihrer einheimischen Namen kämpfen.

Es besteht die Gefahr, dass wir die Sprachen, Kulturen und Traditionen der Pazifikregion verlieren, wenn wir sie nicht aktiv nutzen und schützen. Unsere Dörfer sind aufgrund des steigenden Meeresspiegels gefährdet. Wir müssen dafür sorgen, dass die indigenen Kulturen in der Pazifikregion weiterhin praktiziert und bewahrt werden.

Die Erfahrung, aus der Pazifikregion zu stammen, hat sich zwar verändert von 1800 zu 1900 und natürlich auch zu 2024 – aber es werden immer noch rassistische Theorien angewendet. Wie können die pazifischen Völker aktiv an der Neuinterpretation von Geschichte beteiligt werden? Unsere Länder, Inseln und Dörfer wurden umbenannt, die wunderschönen Namen unserer Vorfahren wurden abgekürzt, so dass andere sie besser aussprechen können. Doch in diesen Namen steckt Stärke und die Geschichten unserer Familie, unsere Beziehungen, unsere Kultur und unsere Traditionen. Indem wir unsere Namen zurückbekommen, gewinnen wir auch unsere Stimme zurück. Denn über uns sollte nichts ohne uns entschieden werden.

Zitierte Werke