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Plattform für Dialog, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion

Illustration von einem Blatt, das auf Wasser treibt

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Comic

Umwelt & Nachhaltigkeit

Warum es wichtig ist, Süßwasser zu untersuchen

Das Vaisigano Citizen Science Project

Was wissen wir über den Vaisigano-Fluss? In den Lehrbüchern steht, dass er der größte Fluss der Pazifikinseln ist, in Samoa sagt man, er sei der längste. So oder so zeigen uns Flüsse, wer wir sind. Wenn wir also das Süßwasserökosystem untersuchen und seine Entwicklung beobachten, können wir etwas über seinen Zustand, seinen Lebensraum und seine Beziehung zu den Menschen auf Samoa erfahren.

Das Vaisigano Citizen Science Project ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Übersee-Museum Bremen und der National University of Samoa, um den Fluss gemeinsam zu untersuchen. Die illustrierte Geschichte taucht tief in dieses Projekt ein und erklärt, warum die Untersuchung des Flusses wichtig ist.

Zeichnung einer Ente, die über einen Baum fliegt und sagt  "Do you see it?"

Sehen Sie es?

Zeichnung eines großen Auges

Kommen Sie näher. Schauen Sie noch mal hin.

Illustration, die den Fluß zeigt mit Pflanzen und Steinen an den Rändern des Flusses

Da ist er. Wie immer. Mäandert und durchquert Upolu, die Insel in Samoa.

Der Vaisigano gehört schon seit Menschengedenken zu Samoa. Mal als reißender Strom, mal als Rinnsal.

Aber wieviel wissen wir über diesen Fluss? Die Schulbücher nennen ihn den breitesten, Samoaner nennen ihn den längsten Fluss.

Zeichnung einer Ente im Wasser, am Himmel sind Wolken

Aber haben Sie ihn jemals aus der Nähe betrachtet? Wasser kann uns eine Menge zeigen … nicht nur ein Spiegelbild von uns.

Sondern es erlaubt uns einen Blick auf mehr. Flüsse geben, das ist klar. Aber sie nehmen auch. Sie tragen die Hauptlast menschlichen Handelns. Manchmal schwellen sie bei jahreszeitlich unüblichen Regenfällen an, manchmal ersticken sie unter Abfall und Schutt.

Zeichnung einer Ente, die von Petrischalen umgeben ist

In manchen Gegenden Europas wurde die Untersuchung der Wasserqualität weiterentwickelt. Besonders der Saprobienindex erfasst die Art und Quantität von Organismen im Wasser.

Betrachten Sie es so: Bürgerforscher*innen und die Bewohner*innen eines Landes können herausfinden, wie eine Nation funktioniert oder agiert. Entsprechend kann uns die Untersuchung der Bestandteile und Organismen im Wasser Aufschluss über die Gesundheit eines Flusses geben. Wie sehr wirkt sich die organische Verschmutzung auf ihn aus?

Zeichnung einer Person mit Blumen in den Händen, die im Wasser steht

Wie könnte diese wissenschaftliche Praxis auf den pazifischen Inseln aussehen? In Zusammenarbeit mit der National University of Samoa untersucht unser Bürgerwissenschaftliches Vaisigano-Projekt genau das.

Es ist korrekt, dass es in der Wissenschaft um Fakten geht. Um Beweise. Um Begründungen.

Aber in der Wissenschaft geht es auch um Emotionen. Erstaunen. Neugier.

Zeichnung von Menschen, die im Wasser stehen

Um den Gesundheitszustand des Vaisigano zu untersuchen, musste das Team erst einmal verstehen, was die Samoaner mit ihm verbindet. Deshalb baten wir zunächst unsere Studierenden-Freiwilligen, den Fluss durch Beobachtung und künstlerische Interpretation zu dechiffrieren.

Darauf folgte die wissenschaftliche Erfassung. Für den Befund, wie gesund das Ökosystem eines Flusses ist, brauchte das Team Ausgangsdaten über Habitat, Wasserchemie und Fauna. Durch die Schaffung eines Bürgerprojekts hofften wir nicht nur auf eine regelmäßige Datenerhebung, sondern auch darauf, jungen Leuten die Ökosysteme von Süßwasser nahezubringen.

Zeichnung einer Ente, die im Fluss schwimmt, gefolgt von einem Blatt

Ein Beispiel dafür, wie das in der Praxis aussieht: Man misst einen Abschnitt des Flusses, dann stoppt man die Zeit, die ein Blatt für diese Strecke braucht.

Die mehrfache Wiederholung dieses einfachen Experiments kann uns eine Reihe von Erkenntnissen bringen: Wie stark ist das Gefälle des Flusses? Wie viel Wasser führt er mit sich? Gibt es eine Reibung zwischen dem Flussbett und dem Wasser? Welche Form hat das Flussbett?

Zeichnung von Käfern im Wasser und einer Ente, die zuschaut

Das Team bemühte sich auch, Daten über die Biotope zu sammeln, die den Fluss bevölkern. Dafür wurden unterschiedliche Insekten und Organismen an mehreren Stellen des Flusses gesammelt: langsam fließendes Wasser, schnell fließendes Wasser, unter Steinen und Pflanzen und so weiter.

Wasserorganismen können nur unter bestimmten Bedingungen überleben. Wenn wir sie erforschen, erfahren wir indirekt auch etwas über Wasserqualität und Gesundheit des Flusses.

Zeichnung einer Ente, die neben zwei Händen sitzt, die mit Handschuhen etwas präparieren

Michael Stiller, Leiter der Abteilung Naturkunde im Übersee-Museum, leitete die Klassifizierung und Beschriftung der Proben.

Genau genommen ist die Arbeit eines Museums eng mit der Wissenschaft verbunden. Es gibt eine systematische Methode, wie man dokumentiert, digitalisiert und Wissen speichert.

Illustration einer Ente im Fluss, Bäume und Steine am Rand

Museen beherbergen nicht nur Reliquien aus der Vergangenheit. Wenn wir uns aktiv mit der Gegenwart befassen, können wir auch einen Blick in eine mögliche Zukunft werfen.

Wissen wir schon, wie die Zukunft des Vaisigano aussehen wird?

Nein, aber wir stehen auch erst am Anfang.

Wissenschaftliche Arbeit braucht Zeit. Das heißt jedoch nicht, dass sie nirgendwohin führt. Die Ergebnisse und die Antworten werden kommen. Sicher und stetig.

Das bedeutet: Wir müssen weiter beobachten, uns engagieren, Daten sammeln und auswerten.

Wir müssen uns weiter anstrengen …

… und sicherstellen, dass wir den Fluss nicht aufhalten.

(Aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Thielicke)